Jubiläumsausstellung 25 Jahre ZF Kunststiftung

Seit 1990 hat sich die Stiftung der kulturellen Vielfalt, einem attraktiven, lebendigen Kunst- und Kulturangebot in der Region verschrieben. Im Jahr 2015 wurde die ZF Kunststiftung 25 Jahre alt und feierte ihr Jubiläum mit einer Ausstellung im Zeppelin Museum Friedrichshafen. Von Oktober 2015 bis Januar 2016 ließ die ZF Kunststiftung auf rund 500 Quadratmetern 25 Jahre Stiftungsarbeit Revue passieren. Im Mittelpunkt standen die Menschen, die Gründer, die Partner, die Preisträger, die bis dahin 34 Stipendiaten und ihre in Friedrichshafen entstandenen Werke.

Weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr war ein großes Orchesterkonzert. Drei Gewinner des ZF-Musikpreises spielten im Oktober 2015 mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz vor über 1.300 Besuchern im ausverkauften Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen.

Zum Abschluss des Festjahres wurde die Jubiläumspublikation 25 Jahre ZF Kunststiftung vorgestellt. Das Jubiläum war eine besondere Gelegenheit und Chance, die Arbeitsschwerpunkte der Stiftung, die Beweggründe, die zu ihrer Gründung geführt haben, aber auch die Persönlichkeiten hinter der Stiftung und vor allem die Projektpartner, Künstler und Musiker vorzustellen.  Die umfangreiche Publikation dokumentiert die Entwicklung der Stiftung von ihrer Gründung durch Dr. Bernd Wiedmann, Max Mugler und Dr. Klaus Bleyer zum 75. Geburtstag des ZF-Konzerns 1990 bis heute.

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It takes art to make a company great!
Verantwortung übernehmen. Kunst und Kultur fördern.

Ein Text von Regina Michel

Kultur schafft Identität. Bücher, Kompositionen und Kunstwerke sind das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft. Sie sind Speicher von Wissen und Erfahrungen, Medien für Werte und Normen, Ideen und Ideale. Kulturförderung dient der Kulturwahrung und ist ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung, Gestaltung und Stabilisierung einer Gesellschaft.

Bereits Gaius Clinius Maecenas, Freund und Berater des römischen Kaisers Augustus, ist ein bedeutender Förderer der Dichtkunst, insbesondere des Dichters Horaz. Der Name des römischen Diplomaten ist zum Synonym für einen selbstlosen Förderer der Künste, den Mäzen, geworden. In der Renaissance erlebt das Mäzenatentum eine Blütezeit. Herrscher über Handelsimperien wie Cosimo di Medici oder Jakob Fugger sind Gönner und Förderer der Künste. Vor allem die Fugger engagieren sich umfassend für das Allgemeinwohl und gründen mildtätige Stiftungen, von denen einige der Gesellschaft bis heute zugutekommen.

Eines der ersten großen Unternehmen, das im 20. Jahrhundert explizit zeitgenössische Kunst großzügig fördert, ist Philip Morris: „It takes art to make a company great!“, brachte George Weissman1, von 1978 bis 1984 Chef des Philip Morris Konzerns, diesen Teil der Unternehmensphilosophie auf den Punkt. Nicht nur in den USA, auch in Europa ist ein blühendes kulturelles Leben auf Förderer angewiesen, die ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ernst nehmen.

 

Verantwortung übernehmen

„Die Zukunft eines Unternehmens ist eng verflochten mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Freiwillige, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist für die ZF Friedrichshafen AG selbstverständlich und wird konsequent gelebt“, erläutert Dr. Stefan Sommer, seit 2012 Vorstandsvorsitzender, das Engagement von ZF.

ZF fördert zahlreiche nationale und internationale Initiativen und Projekte in den Bereichen Jugend und Bildung, Soziales, Naturschutz und Sport – dort, wo das Unternehmen tätig und Unterstützung nötig ist. So unterstützt ZF die Qualifikation von Jugendlichen, beispielsweise mit dem Projekt Jugend und Technik und vor allem mit der Wissenswerkstatt. Diese Initiative wurde mittlerweile an mehreren großen ZF-Standorten erfolgreich etabliert und führt Jungen und Mädchen an Technik und technische Berufe heran. Ein weiteres Beispiel für das vielfältige Engagement ist der gemeinnützige Verein ZF hilft, der weltweit aktiv ist und beispielsweise Menschen in Katastrophengebieten unterstützt.

Auch die Förderung von Kunst und Kultur ist für den international tätigen Technologiekonzern von Anfang an zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur. „75 Jahre ZF Friedrichshafen AG waren ein willkommener Anlass, um das Engagement für Kunst und Kultur am Konzernsitz in neue Bahnen zu lenken,“ erinnert sich Dr. Klaus Bleyer, von 1989 bis 2001 Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG und Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates der ZF Kunststiftung. Bewusst haben sich der damalige Vorstandsvorsitzende, sein Finanzvorstand und Stellvertreter Max Mugler sowie der damalige Oberbürgermeister und ZF-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Bernd Wiedmann für eine Stiftung entschieden. „Wir wollten ein Zeichen setzen und eine Institution ins Leben rufen, die Bestand hat und den Menschen in der Bodenseeregion langfristig zu Gute kommt“, so Dr. Bernd Wiedmann.

Voraussetzung für eine blühende Kulturlandschaft sind verlässliche Partner, die ergänzend zur staatlichen Kulturförderung Verantwortung für die Entwicklung und für die Zukunft unserer Gesellschaft übernehmen. „Wir hatten Sorge, was aus den vielen interessanten und förderungswürdigen Kulturinitiativen, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Bitte um Unterstützung an uns gewendet haben, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden würde“, berichtet Max Mugler, 1990 als Finanzvorstand verantwortlich für die ZF-Spendenpolitik. „Ganz bewusst haben wir die Form der Stiftung gewählt, um die Kulturförderung unabhängiger von der wirtschaftlichen Entwicklung zu machen. Mit den Erträgen aus dem Stiftungskapital ist eine kontinuierliche, langfristige und nachhaltige Kulturförderung möglich“, bestätigt Bleyer.

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Nachhaltig fördern

Aktuell gibt es in Deutschland rund 21.300 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts.2 Ziel ist eine langfristige Förderung gemeinnütziger Projekte. Da das gestiftete Kapital erhalten bleiben muss, können Stiftungen Jahrhunderte überdauern. Eine der ältesten heute noch existierenden Stiftungen ist die 1161 errichtete Johannishofstiftung in Hildesheim.3

Das Gründungskapital der ZF Kunststiftung lag 1990 bei drei Millionen Mark. In den ersten 15 Jahren stockte ZF das Kapital der Stiftung immer wieder auf. Mit einem Kapital von etwas mehr als vier Millionen Euro ist die ZF Kunststiftung heute im oberen Mittelfeld angesiedelt und kann sich im bundesdeutschen Vergleich sehen lassen. Nur etwas mehr als fünf Prozent aller deutschen Stiftungen verfügen über mehr als zehn Millionen Euro Stiftungsvermögen, während das Stiftungskapital von 72 Prozent der Stiftungen unter einer Million Euro liegt. Das Kapital darf, wie bei Stiftungen in der Regel üblich, nicht angegriffen werden. Der Stiftungszweck, laut Satzung die Förderung von Kunst und Kultur, wird durch die Kapitalerträge erfüllt. In den vergangenen 25 Jahren hat die Stiftung fast 3,5 Millionen Euro für die Erfüllung des Stiftungszweckes ausgegeben. Im Jahresdurchschnitt standen rund 140.000 Euro für die Förderung von Kunst und Kultur zur Verfügung.

Über die Vergabe der Fördermittel entscheidet ein Stiftungsrat. Vorsitzender des Stiftungsrates ist der amtierende Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, sein Stellvertreter ist der amtierende Vorstandsvorsitzende von ZF. Weitere Stiftungsräte sind der Direktor oder die Direktorin des Zeppelin Museums Friedrichshafen sowie weitere Experten. Das Tagesgeschäft liegt in den Händen von Vorstand und Geschäftsführung der Stiftung.

 

Kultur ist Lebensqualität

Die Stadt am Bodensee und der Weltkonzern, der ihren Namen trägt, sind eng verbunden. Die ZF Friedrichshafen AG gehört zu fast 94 Prozent der Zeppelin-Stiftung, die treuhänderisch von der Stadt Friedrichshafen verwaltet wird. Von der Industriemetropole am Bodensee aus wird der international erfolgreiche Technologiekonzern geführt.

Seit 25 Jahren hat sich die ZF Kunststiftung der kulturellen Vielfalt, einem attraktiven, lebendigen Kunst- und Kulturangebot in der Region verschrieben. Das Engagement der ZF Kunststiftung ist ein klares Standortbekenntnis zum Konzernsitz. Am Standort Friedrichshafen arbeiten rund 9.000 der weltweit insgesamt rund 135.000 Mitarbeiter. Als größter Arbeitgeber in der Region verfolgt ZF die Entwicklung und Sicherung eines lebendigen kulturellen Lebens vor Ort. Ein breit gefächertes Kulturangebot erhöht die Attraktivität einer Region und der in ihr tätigen Unternehmen. Kultur ist somit ein wichtiger Standortvorteil.

Jede fünfte Stiftung engagiert sich heute mit eigenen Projekten. Auch das Förderkonzept der ZF Kunststiftung umfasst neben der regionalen Kulturförderung zwei operative Projekte: Seit 20 Jahren vergibt die Stiftung ein Präsenzstipendium für Bildende Künstlerinnen und Künstler. Seit 15 Jahren zeichnet die Stiftung alle zwei Jahre hochbegabte Pianistinnen und Pianisten aus aller Welt mit dem ZF-Musikpreis aus. Die Begegnung mit Kunst und Kultur, das unmittelbare Erleben werden dabei groß geschrieben. Atelierbesuche und Künstlergespräche fördern den direkten Austausch mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen. Öffentliche Wettbewerbskonzerte und Meisterkurse ermöglichen dem Publikum ganz neue Einblicke in die Welt der Musik.

 

Kontinuität und Verlässlichkeit

Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen, Kulturfestivals – das Kulturangebot am Bodensee ist vielfältig und besticht durch hohe Qualität. Unzählige Kulturinstitutionen, Künstler und Musiker haben die Region mit ihrer engagierten Arbeit weit über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. Viele von ihnen sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um ihre ambitionierten Projekte verwirklichen zu können. Seit einem Vierteljahrhundert unterstützt die ZF Kunststiftung einige dieser gemeinnützigen Institutionen, die das kulturelle Leben in der Bodenseeregion in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig geprägt und bereichert haben.

Kontinuität und Verlässlichkeit sind dabei der Schlüssel zum Erfolg und ermöglichen hohe Qualität. „Der Vorteil der ZF Kunststiftung ist es, den regionalen Partnern ein relativ hohes Maß an Fördersicherheit bieten zu können. Diese auf Nachhaltigkeit ausgelegte Strategie ist zudem Garant für ein hohes Qualitätsniveau. Die Weiterentwicklung dieses Niveaus bedarf der Kontinuität und langfristigen Unterstützung“, bringt Matthias Lenz, seit 2002 Vorstand der ZF Kunststiftung, die Strategie hinter dem Förderkonzept der regionalen Kulturförderung auf den Punkt. Der Kunstverein Friedrichshafen, die Birnauer Kantorei, die Schlosskantorei Friedrichshafen, die Camerata Serena, die Int. Weingartener Tage für Neue Musik, die Int. Wolfegger Konzerte, das Int. Bodenseefestival oder das Kulturufer Friedrichshafen sind nur einige der Partner, die sich auf die ZF Kunststiftung verlassen können. Neben den Partnern in der Bodenseeregion unterstützt die ZF Kunststiftung – in Kooperation mit der Schwesterstiftung, der Kulturstiftung der ZF Passau GmbH und ZF am Standort – die Festspiele Europäische Wochen Passau.

 

Technik und Kunst

Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen. Für die Eröffnungsausstellung des Zeppelin Museums Die Kunst des Fliegens hat die ZF Kunststiftung 1996 den bisher größten Förderbetrag zur Verfügung gestellt. „Über mehrere Jahre haben wir Fördermittel, insgesamt weit über eine halbe Million Mark, für diese Ausstellung angespart, erinnert sich der damalige ZF-Chef und stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende Klaus Bleyer. Die Kunstausstellung war eng mit dem Unternehmensgründer Ferdinand Graf von Zeppelin und dem ZF-Konzernsitz Friedrichshafen verbunden. Im Zentrum stand der Brückenschlag zwischen Technik und Kunst, den beiden Schwerpunkten des Museums. Erstmals waren Exponate aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Architektur, Fotografie und Film, aber auch Literatur zum Thema Flug zu sehen – darunter Arbeiten von Joseph Beuys, Robert Delaunay, Otto Dix, Yves Klein, Fernand Léger, Henry Moor, Wladimir Tatlin und Leonardo da Vinci. „Diese Ausstellung unterstreicht die Rolle und Bedeutung des neuen Museums für ‚Technik und Kunst‘“, schrieb Dr. Bernd Wiedmann, der damalige Oberbürgermeister und erste Vorsitzende des Stiftungsrates der ZF Kunststiftung, im Grußwort zum Katalog.

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Kunst bewahren

Das Zeppelin Museum Friedrichshafen beheimatet die weltgrößte Sammlung zur Geschichte des Luftschiffbaus. Zusammen mit dem LZ-Archiv bildet es das Kompetenzzentrum für die Geschichte der deutschen Luftschifffahrt. Gleichzeitig ist das Museum der Kunst des Bodenseeraums verpflichtet. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Werke von Künstlern, die sich während des Dritten Reiches an den Bodensee in die Innere Emigration zurückzogen, wie Otto Dix, Max Ackermann oder Willi Baumeister. 4 Otto Dix ist mit einer großen Anzahl an Grafiken, Drucken und Gemälden in der Sammlung des Zeppelin Museums vertreten, vor allem auch dank des Engagements von ZF. In den achtziger und neunziger Jahren wollten Erben ehemaliger Leihgeber immer wieder bedeutende Teile der Dix-Sammlung verkaufen, unzählige Druckgrafiken, Handzeichnungen aber auch bekannte Gemälde. Museen und Sammler auf der ganzen Welt waren interessiert.

Damit die Schlüsselwerke und bedeutende Teile des grafischen Werkes von Otto Dix den Menschen in der Bodenseeregion erhalten bleiben und weiterhin im Museum gezeigt werden können, engagierten sich vor allem die ZF Friedrichshafen AG und die damalige Zahnradfabrik Passau GmbH, aber auch die damalige Lemförder Metallwaren AG. Sie alle haben damit unter Beweis gestellt, dass das Engagement für Kunst und Kultur bei ZF ernst gemeint ist. So kaufte ZF in Passau 1985 über 80 Werke, die heute der 1986 gegründeten Kulturstiftung der ZF Passau GmbH gehören, darunter die Vanitas, das wohl wichtigste und bekannteste Kunstwerk der Dix-Sammlung im Zeppelin Museum Friedrichshafen. 1997 folgte die ZF Kunststiftung dieser Tradition und erwarb die Pietá, ein Spätwerk von Dix aus seiner Zeit am Bodensee. Im selben Jahr kaufte die ZF Friedrichshafen AG mit der Versuchung des Heiligen Antonius ein weiteres Schlüsselwerk von Dix und stellte es dem Zeppelin Museum Friedrichshafen ebenfalls als Leihgabe zur Verfügung.

 

Freiräume für die Kunst

Vor 20 Jahren, mit der Eröffnung des neuen Zeppelin Museums, startet auch das erste eigene Projekt der ZF Kunststiftung, das Präsenzstipendium für Bildende Künstlerinnen und Künstler: „Von Anfang an wollten wir zeitgenössische Künstler unterstützen, entweder durch die Vergabe eines Kunstpreises oder eines Stipendiums. Als dann das Zeppelin Museum Friedrichshafen 1996 neu eröffnet wurde und zwei Etagen im Museumsturm zu mieten waren, war das ein Glücksfall. Wir hatten endlich die richtigen Atelier- und Wohnräume und das geeignete Umfeld für unsere Stipendiaten gefunden“, erinnert sich der damalige Stiftungsvorstand Max Mugler. Bereits im Herbst 1996 zieht der in Stuttgart und Paris lebende Künstler Volker Blumkowski als erster Stipendiat in das Atelier und die Wohnung im Turm des Zeppelin Museums. In den folgenden zwei Jahrzehnten haben 35 Künstlerinnen, Künstler und Künstlerpaare im ZF-Turmatelier und der Wohnung mit dem weiten Blick über den Bodensee gelebt und gearbeitet.

In den ersten Jahren schlugen die Stiftungsräte, vor allem der Maler Franz Sequenz, Prof. Dr. Götz Adriani und PD Dr. Wolfgang Meighörner KünstlerInnen aus Baden-Württemberg für das Stipendium vor. Von 2000 bis 2008 war das Stipendium öffentlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeschrieben. Aufgrund der intensiven Öffentlichkeitsarbeit erlangte das Stipendium rasch einen so großen Bekanntheitsgrad, dass bis zu 600 Bewerbungen pro Jahr eingingen. Um den einzelnen künstlerischen Positionen besser gerecht zu werden, wurde 2008 auf Anregung des damaligen Stiftungsrates und Direktors des Kunsthaus Bregenz Eckhard Schneider auf ein zweistufiges Auswahlverfahren umgestellt. Seit 2009 nominieren sechs externe, unabhängige Kunstsachverständige aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz die Bewerber für das Stipendium. In einem zweiten Schritt wählt eine sechsköpfige Jury den Stipendiaten.

Das Stipendium soll Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit zu einer Auszeit geben. Sie sollen sich im Turm, inspiriert von der neuen Umgebung und den neuen Eindrücken, ganz ihrer Kunst widmen, Standpunkte neu überdenken oder auch neue Wege einschlagen können. Auf eine Altersbeschränkung wird bewusst verzichtet. Am Ende des Stipendiums erhalten die Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit, ihre Arbeit in einer Einzelausstellung im Zeppelin Museum Friedrichshafen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Katalog, den die Stiftung zur Ausstellung herausgibt, hilft den Stipendiaten über das Stipendium hinaus, sich weiter in der Kunstszene zu etablieren, zumal das Zeppelin Museum Friedrichshafen eine erstklassige Adresse ist, für Technik und für Kunst. „Jedes Stipendium ist nur so gut wie die Ausstellung und der Katalog“, bekräftigt Geschäftsführerin Regina Michel, die das Konzept für das Stipendium entwickelt hat und die Ausstellungen der Stipendiaten kuratiert.

 

Inspiration Bodensee

Die Bodenseeregion hat immer eine besondere Faszination auf Kunstschaffende ausgeübt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bodensee zum Mekka für Maler, Bildhauer und Literaten, die sich von der abwechslungsreichen Landschaft und der Weite des Sees inspirieren ließen. In gewisser Weise knüpft das Stipendium der ZF Kunststiftung für Bildende Künstlerinnen und Künstler an diese Tradition an. Die Idee des Stipendiums, einen Freiraum für die künstlerische Entfaltung zu schaffen, greift. Es ist nicht nur der See und die neue Arbeits- und Lebenssituation, es sind vor allem die Begegnungen mit Menschen, der Austausch von Meinungen, die Reflektion über das künstlerische Werk, die Diskussionen über Kunst, die die Künstlerinnen und Künstler bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen.

Das Leben im Museumsturm hat sich im Werk vieler Stipendiaten niedergeschlagen. Die Künstlerinnen und Künstler haben sich von der Weite des Sees, der Stadt und ihrer Geschichte oder von den Menschen, denen sie begegnet sind, inspirieren lassen. Alle Stipendiaten haben auch ihre Spuren in Friedrichshafen hinterlassen. Sie haben Menschen mit Kunst in Kontakt gebracht. Ihre Arbeit und der persönliche Austausch über Arbeitsmethoden und Intentionen haben das kulturelle Leben in der Region bereichert und neue Horizonte geöffnet.

 

Begegnung mit Kunst

Kunst erfüllt eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Sie setzt sich mit der Welt auseinander und bietet so immer wieder neue Perspektiven auf vergangene, gegenwärtige und künftige Wirklichkeit. Die Beschäftigung mit Kunst schult die Wahrnehmung und fördert die Kreativität. Der Ideenreichtum zeitgenössischer KünstlerInnen inspiriert den Betrachter. „Künstler experimentieren, hinterfragen, denken quer und haben eine ganz eigene Art, die Welt zu erleben und darzustellen. Die Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen erweitert den Blick auf die Welt“, so Regina Michel.

Neben der Künstlerförderung spielen daher die Kunstvermittlung, der unmittelbare Austausch mit Künstlern und die Auseinandersetzung mit deren künstlerischen Positionen für die ZF Kunststiftung eine zentrale Rolle. Kuratorenführungen und Künstlergespräche während der Ausstellung, aber auch Atelierbesuche bei Stipendiaten sind fester Bestandteil des Vermittlungsangebotes. ZF-Mitarbeiter, Mitglieder des Freundeskreises und Studierende der Zeppelin Universität oder der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn besuchen die KünstlerInnen regelmäßig im ZF-Turmatelier. Beim Kunst-Freitag Friedrichshafen haben Besucher die Möglichkeit, mit dem aktuellen Stipendiaten ins Gespräch zu kommen.

2001 haben sich der Kunstverein Friedrichshafen, das Zeppelin Museum, die ZF Kunststiftung, die Galerie Lutze, die Plattform 3/3, Kunst im Kasten und das Kulturbüro Friedrichshafen zusammengeschlossen und den Kunst-Freitag ins Leben gerufen. Die Akteure von ART/FN, der gemeinsamen Internetplattform der Kunstinstitutionen in Friedrichshafen, zu denen mittlerweile auch das artsprogram der Zeppelin Universität gehört, laden in der Friedrichshafener Kunstnacht zur Auseinandersetzung und zum Dialog mit zeitgenössischer Kunst ein. Eine Besonderheit des Kunst-Freitag Friedrichshafen sind temporäre, ortsspezifische Kunstaktionen, die beispielsweise im Kunst-Bus zu erleben sind. Die Stipendiaten der ZF Kunststiftung öffnen beim Kunst-Freitag das ZF-Turmatelier, stellen aktuelle Arbeiten zur Diskussion, sind wie Katharina Karrenberg, Gabriela Oberkofler oder Michael Fliri aber auch mit eigenen Performances vertreten.

 

Neue Einblicke in die Welt der Musik

Auch beim zweiten operativen Projekt, dem ZF-Musikpreis, spielen Vermittlung und Kooperationen mit Experten eine wichtige Rolle. Seit 2001 würdigt die ZF Kunststiftung mit dem ZF-Musikpreis die herausragenden Leistungen hochbegabter Pianistinnen und Pianisten der jungen Generation. Alle zwei Jahre werden sechs Künstler zu dem internationalen Klavierwettbewerb eingeladen. In drei öffentlichen Wettbewerbskonzerten stellen die Musiker ihr Können unter Beweis. Eine internationale, unabhängige Fachjury bewertet die Teilnehmer anhand der Leistungen in allen drei Konzerten. Unabhängig von der Wertung kann auch das Publikum in jedem der Konzerte seinen Liebling auswählen und einen Publikumspreis vergeben. Der Wettbewerb hat ein hohes Niveau. Zu den bisherigen Gewinnern des ZF-Musikpreises gehören namhafte Pianistinnen und Pianisten wie Herbert Schuch, Alexej Gorlatch, Shaun Choo, Claire Huangci oder Aaron Pilsan.

Angefangen hat die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Konzertverein Bodensee Ende der neunziger Jahre. Peter Vogel, Präsident des Konzertvereins, suchte weitere finanzielle Unterstützung für sein Internationales Klavierfestival junger Meister. Im Zentrum des Festivals steht ein öffentlicher Meisterkurs mit namhaften Klavierpädagogen, zunächst Prof. Karl-Heinz Kämmerling, später Prof. Matti Raekallio. Von Anfang an konnten ausgewählte Klaviervirtuosen bei Vorspielabenden, Recitals oder Matinéen an verschiedensten Spielorten und Spielstätten rund um den See wertvolle Bühnenerfahrungen sammeln. Doch Peter Vogel, Initiator und künstlerischer Leiter des Festivals, wollte außergewöhnlichen Talenten darüber hinaus die Möglichkeit zu einem Auftritt mit Orchester geben, ein Novum für junge Klaviervirtuosen. Der Stiftungsrat war sofort von der Idee überzeugt. Seit 1999 ist die ZF Kunststiftung der Hauptförderer des Klavierfestivals junger Meister. Schnell entwickelte sich die Idee, die Weltelite junger Musiker, die Peter Vogel alle zwei Jahre an den Bodensee holt, noch stärker zu fördern und mit einem Musikpreis auszuzeichnen. Mittlerweile spielen die hochbegabten Klaviervirtuosen mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz beispielsweise im Festspielhaus in Bregenz, im Konzil in Konstanz oder im Stadttheater in Lindau. „Die ZF Kunststiftung ist auch beim Klavierfestival junger Meister sehr aktiv, bei dem ich erstmals die Möglichkeit erhalten habe, mit Orchester zu spielen. Mir hat das damals sehr viel gebracht – einfach, weil es nicht selbstverständlich ist, dass man mit Orchester spielen kann“, erinnert sich Herbert Schuch, Gewinner des ZF-Musikpreises 2004.

Der ZF-Musikpreis und das Klavierfestival junger Meister sind nicht nur Musikförderung auf hohem Niveau und eine Bereicherung des Musikangebotes in der Region, sie lassen das Publikum Musik auch immer wieder hautnah erleben, beispielsweise beim öffentlichen Unterricht im Rahmen der Meisterkurse. „Neben der Förderung von Ausnahmetalenten wollen wir mit dem ZF-Musikpreis und dem damit eng verbundenen Klavierfestival junger Meister vor allem auch außergewöhnliche Musikveranstaltungen in der Bodenseeregion etablieren, die dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen erlauben und so ganz neue Einblicke in die Welt der Musik eröffnen“, bringt Stiftungsvorstand Matthias Lenz das Konzept der operativen Musikförderung auf den Punkt.

 

Blick in die Zukunft

Mit ihrem vielfältigen Engagement hat sich die ZF Kunststiftung in den vergangenen 25 Jahren einen festen Platz in der Kulturlandschaft Bodensee gesichert und will ihr Engagement in den kommenden Jahren weiterhin aufrechterhalten und die Qualität, wie in den vergangenen Jahren, kontinuierlich ausbauen. „Kunst ist geprägt durch Vielschichtigkeit. Von dieser Vielschichtigkeit können auch alle Mitarbeiter lernen. Deswegen fördern wir Kunst und Kultur und wollen dies auch in der Zukunft tun“, versichert der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Sommer.

Es ist vor allem die Innovationskraft, der Ideenreichtum und die Kreativität der Mitarbeiter, die ZF in allen wichtigen Bereichen zum Technologieführer gemacht und so die Basis für den internationalen Erfolg gelegt hat. „Wenn Menschen sich mit Kunst und Kultur auseinandersetzen, fördert das die Kreativität und wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens positiv aus, auch auf den Beruf“, da sind sich Matthias Lenz und Regina Michel einig.

1 George Weissman, 1978 – 1984 Chairman und Chief Executive Officer der Philip Morris Companies Inc., N.Y.
2 Datenbank Deutscher Stiftungen (Stand 2/2016) des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der von ihm herausgegebenen Studie Stifterinnen und Stifter in Deutschland (2015) www.stiftungen.org/statistiken
3 ebd.
4 www.zeppelin-museum.de
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