Atelierbesuch bei Josef Schulz
Josef Schulz lebt und arbeitet seit Juli 2007 als Stipendiat der ZF-Kulturstiftung im Turm des Zeppelin Museums Friedrichshafen.
Josef Schulz lebt und arbeitet seit Juli 2007 als Stipendiat der ZF Kunststiftung im Turm des Zeppelin Museums Friedrichshafen. Was sind die Intentionen des Fotokünstlers aus Düsseldorf? Wie arbeitet Josef Schulz? Und: Was ist in den vergangenen Monaten in Friedrichshafen entstanden? Diese und viele andere Fragen beantwortet Josef Schulz beim Atelierbesuch am Mittwoch, 5.12.2007, 20 Uhr im ZF-Turmatelier, zu dem die Mitglieder des Kunstvereins Friedrichshafen, ZF-Mitarbeiter und die interessierte Öffentlichkeit eingeladen sind.
Josef Schulz, 1966 in Bischofsberg in Polen geboren, hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Bernd Becher studiert und war Meisterschüler bei Prof. Thomas Ruff. Er war Gastdozent an der School of Fine Art in Umeå, Schweden, sowie an der Statens Kunstindustrieskole in Oslo, Norwegen. Bei der Jurierung für das Stipendium der ZF Kunststiftung in 2007 – das unter dem Thema „Kunst <–> Politische Realität“ ausgeschrieben war – überzeugte Josef Schulz die Jury mit Fotografien aus der Werkgruppe „übergang“, an der er in den vergangenen Monaten weiter gearbeitet hat.
Im Mittelpunkt der Serie stehen aufgegebene Grenzübergänge in der Europäischen Union. Die Grenzstationen präsentieren sich in den Arbeiten von Josef Schulz menschenleer vor einem stark aufgehellten Hintergrund. Der veränderte Hintergrund verschleiert den landschaftlichen Kontext, die Grenzlandschaft wird austauschbar. „Durch die dokumentarische Reihung und Entkontextualisierung werden die Grenzposten zum Modell reduziert. Die Grenzstationen erscheinen als verlorene Hüter, als verblichene Mahnmale für die einstige Trennung“, erläutert Josef Schulz seine Arbeiten.
In der Serie „übergang“ verweist der Künstler auch darauf, dass die Binnengrenzen in einem zusammenwachsenden Europa zwar ihre politische und wirtschaftliche trennende Funktion verlieren, die alten Grenzen im Bewusstsein jedoch noch bestehen bleiben. Die Schlagbäume verschwinden schneller als die Barrieren in den Köpfen.
Das Interesse an Orten einstiger Grenz-Erfahrungen ist bei Josef Schulz nicht zuletzt autobiografisch motiviert: „Ich bin in Polen aufgewachsen, einem Land, dessen Territorium in der Geschichte mehrmals verschoben wurde. Bald werden auch hier die Grenzbeamten entschwinden. Die Grenzstationen werden harmlos wirken – doch die beunruhigenden Bilder im Kopf werden sie noch lange wachrufen“, so Schulz.