08/2007 Bildende Kunst

Aufschlagstelle Luna 2

Norbert Bauer zeigt aktuelle Arbeiten im Zeppelin Museum Friedrichshafen

 

Norbert Bauer hat als 19. Stipendiat sechs Monate im Turmatelier der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen gelebt und gearbeitet. In dem klar umrissenen Zeitraum, den das Stipendium vorgibt, hat er seine bisherige künstlerische Arbeitsweise konzentriert weiter verfolgt und gleichzeitig die besonderen Möglichkeiten der neuen Umgebung genutzt. Das Arbeitsergebnis ist vom 14. September bis 28. Oktober 2007 in der Ausstellung Aufschlagstelle Luna 2 im Grenz-Raum des Zeppelin Museums Friedrichshafen zu sehen.

Norbert Bauer überträgt mediale Bilddokumente in Malerei. „Mich interessiert die visuelle und ästhetische Seite der politischen und sozialen Realität, die sich in Medien und Kunst manifestiert“, erklärt der Maler, der in Bremen lebt und arbeitet. Er bedient sich politischer Ikonen und Symbole, er verarbeitet aber auch „politisch unbelastetes“ Bildmaterial. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Aussagekraft von Bildern: Welche Rolle spielt der Kontext für die Information, die ein Bild vermittelt? „Am wichtigsten bei dieser Form der künstlerischen Auseinandersetzung ist es mir zu beobachten, wie Motive und ihre Bedeutungen sich verändern lassen durch die Transformation ihrer Bedingungen: ihres Ortes, ihrer Materialität, Größe oder Farbigkeit und der Veränderung der sprachlichen, schriftlichen oder kontextuellen Informationen, die sie begleiten. Deshalb sind Strategien der Verknappung, der Verschleierung und Verschiebung von Informationen ein Hauptmerkmal meiner Arbeit“, bringt Norbert Bauer seine Intention auf den Punkt.

Die Arbeiten von Norbert Bauer verweisen in ihrer Entstehung auf die uns umgebende Medienwelt, die so genannte zweite Realität, der wir nie mehr ganz entfliehen können; auch Norbert Bauer nicht während seines sechsmonatigen Aufenthaltes in Friedrichhafen. Denn, die Motive für seine Arbeiten findet er im Internet, in Zeitungen und Zeitschriften, im Fernsehen oder auf DVD. Immer sind es schon vorhandene Bilder, die ihn interessieren und zur Vorlage für seine Kunst werden. Insofern sind die Gemälde von Norbert Bauer Bilder nach Bildern. Es sind Nach-Bilder, deren Vor-Bilder uns tagtäglich in den Medien begegnen. Sie scheinen ein reales Ereignis zu repräsentieren, aber gerade Agentur- oder Pressefotos werden häufig in verschiedenen Kontexten verwendet und werden so im Endeffekt austauschbar. Sie sind außerdem zu einem großen Teil jeder Zeit für fast jedermann verfügbar. Das ist nicht neu und besonders Künstlern, die sich in ihrer Arbeit mit Medien auseinandersetzen, deutlich bewusst. Die medial vermittelte Welterfahrung ist längst zum festen Bestand unserer alltäglichen Realität geworden.

Die Verzahnung von Wirklichkeit und Medienrealität im künstlerischen Werk von Norbert Bauer zeigt sich besonders in der Arbeit Lichter, einem der Bilder, die in Friedrichshafen entstanden sind. Der Arbeit liegt das einzige Motiv mit Ortsbezug zu Grunde. Die Vorlage lieferte die Webcam am Hafen, die unscharfe Ansichten des Friedrichshafener Gondelhafens in die Welt sendet. Norbert Bauer hat eine verregnete Nachtansicht vergrößert, verfremdet und in Malerei übersetzt. Der Bezug zum ursprünglichen Bild geht fast gänzlich verloren. Lichter lässt eher an Bilder aus tagesaktuellen Nachrichtensendungen oder auch Science-Fiction-Filme denken.

Norbert Bauer schafft Bilder, in dem er vorgefundene Bilder auflöst. Er reagiert auf die Spuren der verschiedenen medialen Bildträger und technischen Wiedergabegeräte, auf Digitalisierung und damit verbundenen Datenverlust. Seine Arbeit nutzt die zunehmenden technischen Fähigkeiten Bilder zu generieren, zu lagern und zu verbreiten. Sie reagiert auf eine Welt der visuellen Reproduktionen und Repräsentationen, in der der Wahrheitsgehalt von Information immer schwieriger zu kontrollieren ist, verweist aber auch auf die immanenten Möglichkeiten eines spielerischen Umganges mit diesen medialen Realitäten.

Die Ausstellung der ZF Kunststiftung im Zeppelin Museum Friedrichshafen wird am 13. September 2007 um 20 Uhr eröffnet. Als Abschluss der Ausstellung findet am 28.10.2007, 16 Uhr, eine Finissage statt. Der Künstler wird anwesend sein. Der Katalog zur Ausstellung ist ab Anfang September direkt bei der ZF Kunststiftung erhältlich.