Die Stipendien der ZF Kunststiftung in 2010 gehen an Sandra Boeschenstein und Georg Keller aus Zürich
Die Kunststiftung der ZF Friedrichshafen AG vergibt pro Jahr zwei Stipendien für bildende Künstlerinnen und Künstler. Die Stipendien 2010 gehen an Sandra Boeschenstein und Georg Keller aus Zürich.
Das Stipendium 2010 war nach vielen Jahren zum zweiten Mal nicht öffentlich ausgeschrieben. Um den einzelnen künstlerischen Positionen besser gerecht werden zu können, hatte die ZF Kunststiftung 2008 auf ein Vorschlagssystem umgestellt und sechs unabhängige Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gebeten, Künstlerinnen und Künstler zu nominieren. Die externen Experten wechseln alle zwei Jahre. Die externen Experten, die Vorschläge für 2009 und 2010 abgegeben haben, waren: Veit Görner, Direktor der Kestnergesellschaft in Hannover, Stefan Kalmár, Künstlerischer Leiter des Kunstverein München, Dr. Günther Dankl, Leiter Galerie Neuer Kunst, Tiroler Landes Museen, Innsbruck; Prof. Stefan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien, Giovanni Carmine, Direktor der Kunst Halle St. Gallen, und Dorothee Messmer, Kuratorin des Kunstmuseums Thurgau, Kartause Ittingen. Die externen Experten hatten elf KünstlerInnen sowie eine Künstlergruppe für das Stipendium 2010 nominiert. Die Auswahl der Stipendiaten lag wie in den Vorjahren bei einer fünfköpfigen Jury, der Prof. Dr. Götz Adriani, Direktor Kunsthalle Tübingen; Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Landesmuseen Tirol; Dr. Ursula Zeller, Direktorin des Zeppelin Museums Friedrichshafen; Matthias Lenz, Vorstand der ZF Kunststiftung; sowie Regina Michel, Geschäftsführerin der ZF Kunststiftung angehören.
Im 1. Halbjahr 2010 wird Sandra Boeschenstein, die in Zürich lebt und arbeitet, im ZF-Turmatelier in Friedrichshafen leben und arbeiten. Die 1967 in Zürich geborene Künstlerin hat an der Schule für Gestaltung und Kunst in Bern und an der Universität in Bern Kunst studiert. Sie hatte das Atelierstipendien der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, des Kantons Schaffhausen und der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr in Berlin, der Landesregierung NRW in Schöppingen und des Kantons Zürich in Paris inne.
Bekannt geworden ist die Zürcher Künstlerin mit kleinformatigen präzisen Zeichnungen von alltäglichen Gegenständen, aber auch von Menschen- und Tierdarstellungen, die durch ungewohnte Kombinationen, Verschiebungen des Kontextes und kurze irritierende Kommentare ihre Selbstverständlichkeit einbüßen. Sandra Boeschenstein hat so ein ganz eigenes zeichnerisches Vokabular entwickelt, das sie immer wieder variiert und mittlerweile auch in großformatigen Blättern und Wandzeichnungen umsetzt. Alltägliche Erfahrungen und Beobachtungen bilden den Ausgangspunkt der Zeichnungen von Sandra Boeschenstein. Die Zürcher Künstlerin lässt sich davon zu überraschenden Gedanken und Bildern anregen, die sie mit feinen Linien auf das Papier wirft und mit irritierenden handschriftlichen Kommentaren versieht. Die Zeichnungen von Sandra Boeschenstein verbinden Beobachtungen und Gedanken, sie sind philosophische Betrachtungen, die den Raum zwischen sichtbarer und imaginärer Welt ausloten.
Im 2. Halbjahr 2010 wird Georg Keller das ZF-Atelier im Turm des Zeppelin Museums in Friedrichshafen beziehen. Der 1981 in Zug geborene Künstler hat an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Bildende Kunst und ein Semester an der Academy of Fine Arts, Sztuk Pieknych in Warschau studiert. Er wurde mit dem Förderbeitrag des Kantons Zug und dem Kiefer-Hablitzel Preis ausgezeichnet. Georg Keller lebt und arbeitet in Zürich. Der Aktionsradius des Künstlers oszilliert zwischen Kunst und Theater. Neben Aktionen im öffentlichen Raum, Performances und Installationen entwickelt Keller auch immer wieder Theaterprojekte und entwirft Bühnenbilder.
Das zentrale Projekt des Künstlers ist ein Projekt mit dem Titel „Georg Keller Unternehmen – a brand like a friend“. Als Scheinunternehmer baut Keller einen florierenden Konzern auf, zu dem die Georg Keller Bank (GKB), der Spiegelladen, Zürich oder die Kugelbahn AG, St. Gallen oder das Unternehmen – 8 Stunden 24 Minuten gehören. In diesem Projekt setzt sich der Künstler kritisch mit aktuellen Zusammenhängen im Arbeits- und Kunstkontext auseinander. In unterschiedlichen Projekten, zu meist in Form von Rauminstallationen oder Performances, die auf den gegebenen Kontext, wie die Funktion des Ortes, gezielt eingehen, spricht er die Besucher direkt mit seinen Arbeiten an. Auf diese Weise bezieht er die Besucher in sein künstlerisches Werk ein.
Die beiden Arbeitsstipendien der ZF Kunststiftung laufen über einen Zeitraum von jeweils sechs Monaten und sind mit monatlich 1.100 Euro dotiert. Die ZF Kunststiftung stellt den Künstlern zudem ein Atelier und eine Wohnung im Turm des Zeppelin Museums Friedrichshafen. Das Stipendium wird durch Öffentlichkeitsarbeit begleitet und mit einer Ausstellung mit Katalog im Zeppelin Museum Friedrichshafen abgeschlossen.