09/2012 Bildende Kunst

Ghost Light Light House – Florian Graf schickt einen Irr-Turm auf den Bodensee

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Vom 28.9. bis 4.11. zeigt die ZF Kunststiftung die Ausstellung Ghost Light Light House von Florian Graf in Kooperation mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen.

Florian Graf hat als 29. Stipendiat der ZF Kunststiftung sechs Monate im ZF-Turmatelier in Friedrichshafen gelebt und gearbeitet. Der spektakuläre Blick, die funkelnden Lichter und blinkenden Signale, aber auch Märchen und Sagen vom Bodensee, haben den Künstler zu seinem ortsspezifischen Kunstprojekt inspiriert. Als Schlusspunkt des Stipendiums in Friedrichshafen schickte der junge Schweizer Künstler einen fast neun Meter hohen Leuchtturm – oder besser gesagt eine turmartige, mobile Installation – auf dem Bodensee auf Wanderschaft. „Ein Leuchtturm ist ja normaler Weise ein fest verankertes Gebäude, das nachts den Schiffen den Weg weist. Wenn ein Leuchtturm – normalerweise eine Immobilie – auf einmal mobil und selbst zum ‚Schiff‘ wird, dann entsteht ein skulpturales Sinnbild, ein Bild, das reflektiert und beleuchtet. Handelt es sich um ein orientierungsbringendes Kunstwerk, eine wegweisende Skulptur, um ein intervenierendes Irrlicht oder einfach um einen schönen Irrtu(r)m“, beschreibt Florian Graf seine Projektidee. „Ich male ein kinetisches Bild, immer in Bewegung, immer an einem neuen Ort, immer (fort)schreitend, so wie die im permanenten Fluss befindlichen Daten unserer globalen Welt.“ So war der Turm zu Gast beim Sommerfest der Zeppelin Universität, wurde vor der Schlosskirche in Friedrichshafen und dem Schloss Montfort in Langenargen gesehen. Er soll aber auch vor Bregenz, Lindau und vor der Mainau gesichtet worden sein.

„Ghost Light Light House“ hat der Künstler das Projekt getauft. Ghost Light Р Irrlicht, Light House – Leuchtturm. Viele Konnotationen schwingen bei diesem Titel mit. Der Leuchtturm von Florian Graf erinnert gleich an zwei der sieben Weltwunder der Antike: an den Leuchtturm von Alexandria und an den Koloss von Rhodos. Gleichzeitig lässt er auch an den Turmbau zu Babel denken und beschwört den Mythos des Fliegenden Holländers. Vielleicht ist der Turm ja gar der Geist des Friedrichshafener Leuchtturms aus dem 19. Jahrhundert, für ewig verdammt über den See zu geistern? Das Projekt hat aber auch eine aktuelle gesellschafts-politische Relevanz: In einer globalen Phase prekärer Stabilität und steter Migration lässt Florian Graf einen Leuchtturm über den Bodensee irren. Mit seinem Projekt „Ghost Light Light House“ spielt der Künstler so auch darauf an, dass manchmal auch diejenigen die Orientierung verlieren, die eigentlich richtungsweisend sein sollten. Gleichzeitig scheint es eine Aufforderung zu sein, den eigenen Kompass zu benutzen, um Strahlkraft zu entwickeln. „Ich verstehe den Künstler als eine Art Hofnarr, der kritische Kommentare mit Witz und Poesie serviert,“ so Graf.

Der 1980 in Basel geborene Künstler hat an der ETH in Zürich Architektur und am Edinburgh College of Art sowie am School of the Art Institute of Chicago Kunst studiert. Florian Graf wurde u.a. mit dem Willi-Studer-Preis für den besten Abschluss in Architektur, der Ehrenauszeichnung der Edinburgh Universität für sein Kunstdiplom, mit dem Fulbright Fellowship und Stipendien des DAAD oder der Ikea Stiftung ausgezeichnet und ist weltweit durch Ausstellungen präsent. Der junge Schweizer Künstler ist ein Reisender. Er lebt wo er arbeitet und arbeitet wo er lebt. „Mich interessieren die Erfahrungen und das Leben unter ungewohnten Bedingungen. Das ‚Nicht-Zu-Hause sein‘ zwingt zur Offenheit und ermöglicht es, neue Perspektiven einzunehmen,“ so Graf. Seine zentrale Fragestellung lautet: Wie leben wir Menschen? Wie richten wir uns ein? Kritisch und humorvoll hinterfragt Florian Graf so vor allem psychologische Aspekte von Architektur. Seine Kunstprojekte arbeiten mit konstruierter Realität und Imagination, sie spielen mit Mythen und visionären Utopien. Oder wie der Kunstkritiker Michael Newman in der Collection Cahiers d´Artistes 2011 der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia schreibt: „Graf’s Kunst ist utopisch, nicht in dem Sinn, dass sie eine der Gegenwart entgegengesetzte Zukunft projiziert, sondern indem sie die Gegenwart sich selber entgegensetzt.“

Die Ausstellung zum Kunstprojekt „Ghost Light Light House“ von Florian Graf ist vom 28. September bis 4. November 2012 im Grenzraum des Zeppelin Museums Friedrichshafen zu sehen. Zentraler Bestandteil der Ausstellung wird eine Skulptur sein, ein Modell des Leuchtturms im Maßstab 1:4 zudem werden ein Film und Recherchematerial das Kunstprojekt dokumentieren. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 27. September 2012, um 19 Uhr. Nach der Begrüßung durch Dr. Ursula Zeller, Direktorin Zeppelin Museum Friedrichshafen und Regina Michel, Geschäftsführerin der ZF Kunststiftung erläutert Dr. Mechtild Widrich vom Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich das Kunstprojekt. Die Publikation „Ghost Light Light House“ wird am 4.11. im Rahmen der Finissage der öffentlichkeit vorgestellt.

Ghost Light Light House l Florian Graf l 28.9. Р 4.11.2012
Ausstellung der ZF Kunststiftung in Kooperation mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen

Eröffnung: 27.9.2012, 19 Uhr
Begrüßung:
Dr. Ursula Zeller, Direktorin Zeppelin Museum Friedrichshafen
Regina Michel, Geschäftsführerin ZF Kunststiftung

Einführung:
Dr. Mechtild Widrich, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich

Finissage l Katalogpräsentation: 4.11.2012, 11 Uhr

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Zeppelin Museum Friedrichshafen.

Das Kunstprojekt wurde unterstützt und gefördert durch:

Projektunterstützung:
Zeppelin Museum Friedrichshafen
artsprogram Zeppelin Universität
Ultramarin, die Meichle + Mohr Marina, Kressbronn-Gohren (Bereitstellen Ponton)
Mark Eitel, Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel (Berechnungen, Statik)
Thomann GmbH, Lindau (Stahlträger)
THW, Technisches Hilfswerk Friedrichshafen (Schleppen Ponton)
WYC, Württembergischer Yachtclub Friedrichshafen (Begleitboot)
Reinhard Klumpp, s´Wirtshaus am See, Friedrichshafen (Begleitboot)

Beratung und Bewilligungen:
Ludwig Gebhard, Schifffahrtsamt Friedrichshafen
Dietmar Issler, Wasserschutzpolizei Friedrichshafen
Dipl.-Ing. (TU) Tom Petzoldt, Langerringen

Finanzielle Unterstützung:
Zeppelin Stiftung Friedrichshafen
Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
Präsidialdepartement Basel-Stadt, Abteilung Kultur
kulturelles.bl, Abteilung Kultur der Bildung-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft
sowie Andreas Gessler, Friedrichshafen

Medienpartner:
Schwäbische Zeitung
regioTV