Ulrik Happy Dannenberg, 2004

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geboren 1964 in Wanne-Eickel; lebt und arbeitet in Bremen


Vita
1995 – 2000
Studium Skulptur und Raumkonzepte, Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK), Meisterschüler bei Prof. E. Bossleta
2000 – 2003
Master of Arts im Studiengang Art in Context, Universität der Künste (UdK), Berlin
Preise und Stipendien (Auswahl)
2006
Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, Brandenburg
2004
Stipendium ZF Kunststiftung
2002
Stipendium der Barkenhoff-Stiftung Worpswede
Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop
Einzelausstellungen (Auswahl)
2013
sweet cinema, mit Marc Flossmann, projektartgalerie Bielefeld
2010
Schamane und Zuckerbäcker, mit Michael Nitsche Galerie Lutz Rohs, Düren
2009
dolce vita, mit Pierre Fischer, Galerie T40, Düsseldorf
save the date, mit A. Marti-Pichard, Kunsthaus Schill, Stuttgart
2007
Mein Chef wird immer dicker, Galerie Tobias Schrade, Ulm
2005
candyflash, ZF Kunststiftung im Zeppelin Museum Friedrichshafen
Katalogtext

Der schöne Schein

Regina Michel

„Kunst ist das Versprechen des Glücks,
das gebrochen wird.“

(Theodor W. Adorno)1

 Von Litfaß-Säulen und aus Hochglanz-Magazinen lächeln sie uns tausendfach entgegen: schöne, glückliche, perfekte Menschen. Sie suggerieren: „Kaufe dieses Produkt und Du kaufst Schönheit, Jugend und Erfolg! Kaufe! Und Du kaufst ein Stück vom Glück!“ Die ,Fit for Fun-Generation‘ konsumiert den neuesten ,Energydrink‘, das neueste ,Brainfood‘ – koste es was es wolle – Hauptsache alle sind ,happy‘.

Konsum ist zum höchsten Ideal der westlichen Überfluss-Gesellschaft geworden, zur postmodernen Ersatzreligion mutiert: „Jemand, der etwas kauft ist gut. Wer viel verbraucht, ist besser. Wer alles kauft, was er kriegen kann, ist der beste und fast heilig,“2 bringt Neil Postman das Credo der Konsum-Gesellschaft auf den Punkt. Die Medien sind der Motor, der die Konsumspirale immer weitertreibt. Längst verkauft die Werbung vor allem schöne, bunte Träume, oder wie Postman erklärt: „Die Fernsehwerbung handelt gar nicht mehr von den Produkten, die konsumiert werden sollen; … doch sie weiß alles über die Ängste, die Phantasien und Träume derer, die sie kaufen sollen.“3

Ein Künstler, der die Konsum-Gesellschaft seit fünf Jahren zum zentralen Thema seiner Arbeit macht, ist Ulrik Happy Dannenberg: „Wir leben in einer Konsum-Gesellschaft, in der es angeblich allen ,gut geht‘ und in der uns die Medien permanent suggerieren, wie ,happy‘ wir doch alle sind. Ich thematisiere in meinen Arbeiten den endlosen Konsum, der nur kurzfristig zu oberflächlichen Glücksmomenten führt.“

Mit dieser künstlerischen Intention ist er geradezu prädestiniert für das Stipendium der ZF-Kulturstiftung 2004, dessen Thema ,Überfluss-Gesellschaft‘ lautet. Als Ausgangsmaterial für seine Kunstwerke verwendet Ulrik Happy Dannenberg industrielle Massenprodukte: „Die Vokabeln meiner künstlerischen Bildsprache entstammen verschiedenen Konsum- bzw. Warenwelten. Ich kombiniere Süßigkeiten mit Produkten aus dem Heimwerkerbedarf oder dem Bereich ,sex sells‘. Gemeinsam ist allen diesen Waren, dass sie schnelle Triebbefriedigung, schnelles Glück versprechen.“

schön + lecker = happy

„Wie die Genussdrogen Alkohol,
Kaffee, Tee und Schokolade löst Zucker eine
Insulin-Ausschüttung aus …
Dadurch steigt der Anteil des körpereigenen
Hormons Serotonin im Hirn an
und löst eine wohlige Stimmung aus …“

(Gisla Gniech)4

Lollis, Himbeerbonbons, Smarties und Haribos. Süßigkeiten wecken Erinnerungen an süße Kindheitsträume, versprechen unbeschwertes Kinderglück: Ein Lolli – und aller Kummer und aller Schmerz waren vergessen. Jedes Bonbon ein kleines Stück vom Glück. Bonbonrosarot die Brille der Erinnerung. Süßigkeiten sind Luxus pur. Sie dienen primär der Lustmaximierung und sind so als Symbol für die schnelle, flüchtige Triebbefriedigung der Überfluss-Gesellschaft geradezu prädestiniert. Oder wie Ulrik Happy Dannenberg sagt: „Kein Produkt wird so sehr mit dem Image verknüpft, unkomplizierten Genuss und schnelle Befriedigung zu verschaffen, wie Süßigkeiten: Sie sehen toll aus, schmecken lecker und machen glücklich, kurz gesagt, sie sind: ,schön + lecker = happy‘.“

Nicht zuletzt sind Süßigkeiten formal auch bestens als Ausgangsmaterial für Kunst geeignet, da sie wie Jürgen Raap schreibt, „in Form und Farbe a priori über visuelle Signifikanz und quasi-skulpturale Plastizität“5 verfügen. Sie können als ,ready mades‘ unverändert in eine künstlerische Inszenierung übernommen werden und dabei – wie bei Dannenberg – sogar die Funktion der Pigmente übernehmen.

Die Süßigkeiten, die Ulrik Happy Dannenberg in seinen Objekten verarbeitet, sind billige, standardisierte Massenprodukte, in höchstem Maße künstlich. Alles nur schöner Schein. Gefärbter Zucker, mit synthetischen Farbstoffen auf ein appetitliches Aussehen getrimmt. Sie verweisen so auch auf die industrielle Serienfertigung und Standardisierung, wesentliche Merkmale der Konsum-Gesellschaft, die auch vor Lebensmitteln nicht Halt macht. Lebensmittel werden portioniert und in Form gepresst, passend zum stapelbaren modularen Geschirr in Flugzeugen, Eisenbahnen oder Kantinen. Food-Design ist die Regel, ,Functionalfood‘ längst in aller Munde. Heute durchlaufen 75 Prozent aller in Deutschland verkauften Lebensmittel einen industriellen Veredelungsprozess: Sie sollen so ästhetisch wirken, so lecker und schön aussehen, wie ihre Idealbilder auf Werbeplakaten. Bei Zitronen kennt jeder den Preis des schönes Scheins: „Schale zum Verzehr nicht geeignet!“

Süße Kindheitsträume, schnelles Baumarktglück

„Das Schönste an Tokyo ist McDonalds.“
(Andy Warhol)

Die Süßigkeiten kombiniert Dannenberg mit ebenso billigen, in enormen Stückzahlen produzierten Baumarktprodukten. Auch sie ein Versprechen, das vor allem viele Männer-Herzen höher schlagen lässt. Für ,love all over‘ hat der Künstler 30 Kilogramm Liebesperlen und einige Pfund Lakritz in durchsichtige Hohlkammerpaneele – von Heimwerkern gerne im Wintergarten verwendet – gefüllt. 30 Kilogramm, das war in den neunziger Jahren der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Süßigkeiten in Deutschland. Für das großformatige Wandobjekt ,Himbeerland‘ hat der Künstler 6.400 Himbeerbonbons in eine Noppenfolie aus dem Baumarkt geklebt. Wem bei diesem geballten süßen Versprechen das Wasser im Mund zusammenläuft, der wird enttäuscht: Die auf den ersten Blick appetitlichen, köstlichen Süßigkeiten sind mit Epoxydharz übergossen und so ihrem eigentlichen Zweck, der schnellen Lustbefriedigung, durch den giftigen Kunststoff entzogen. Frust statt Lust. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert.

Als Gegenpol zur Entwertung als Genussmittel – durch die Zweckentfremdung und scheinbar beiläufige Kombination mit anderen banalen Billigprodukten – erfahren die Süßigkeiten eine ästhetische Aufwertung als Kunstobjekt. Es ist diese Diskrepanz zwischen Form und Inhalt, der eingebaute Moment der (Ent)-Täuschung der zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Kunstwerken verführt. Oder wie Dannenberg sagt: „Die Kraft meiner Werke resultiert aus dem Umstand, dass das visuelle Angebot etwas verspricht, was es nicht halten will.“

Happy products: Ästhetik der Verführung

„Ich arbeite konzeptuell mit Vorhandenem – mit Konsumprodukten oder Baumarktmaterialien – die ich in einen neuen Kontext stelle. Ich will den allgemeinen Zeichen und Konventionen so neue Bedeutungsinhalte verschaffen, dazu benötige ich ein eigenes künstlerisches Form-Vokabular, das sich aus der Synthese von ,Material‘ und ,Wirkung‘ entwickelt“, beschreibt Dannenberg seine Strategie. Er bedient sich für seine Kunst dabei nicht nur aus dem Fundus der industriellen Massenprodukte, er macht sich auch die Marketing-Strategie der Konsum-Gesellschaft zu Nutze. Ulrik Happy Dannenberg passt seine Kunst scheinbar den Konventionen des Marktes an. Unter der Marke ,happy products‘ vermarktet er seine Kunstwerke, als seien sie begehrte Konsumgüter. Auch ein Logo darf da nicht fehlen.

Konsequent übernimmt der Künstler das Markenzeichen in den eigenen Namen. Denn so Hans Magnus Enzensberger: „Die Namen der Hersteller sind zu einem universellen Code geworden. Das Etikett vertritt den Gegenstand.“6 Oder wie Ulrik Happy Dannenberg es formuliert: „Und dafür stehe ich mit meinem Namen!“ Last but not least hat Dannenberg seinen ,Kunstprodukten‘ einen griffigen Slogan verpasst: ,schön + lecker = happy‘.

Der Künstler geht noch weiter. Er lotet Möglichkeiten aus, die ihm ­andere künstlerische Medien bieten. Er nutzt Fotografie und Malerei, spielt mit Original und Reproduktion, um weitere Aspekte der Konsum-Gesellschaft zu beleuchten. So besteht eine zweite Werkgruppe aus großformatigen Fotodrucken, die jeweils ein stark vergrößertes Detail eines seiner Objekte zeigen. Die extreme Vergrößerung, die Unschärfe an den Bildrändern, aber auch Spiegelungen verleihen den Fotoarbeiten einen Abstraktionsgrad, durch den die realen Smarties oder Himbeerbonbons als solche kaum noch zu identifizieren sind. Sie werden – auf Farbe und Form reduziert – zum leuchtenden Teil der Gesamtkomposition. Die Fotodrucke bestechen durch eine Ästhetik, die nicht von ungefähr Assoziationen an die Hochglanz-Ästhetik der Werbe- und Kochbuchfotografie weckt.

Konsequent Kunststoff

„Das reproduzierte Kunstwerk wird in
immer steigendem Maße die Reproduktion
eines auf Reproduzierbarkeit angelegten
Kunstwerkes.“

(Walter Benjamin)7

Das dritte künstlerische Medium, in dem Dannenberg arbeitet, ist die Malerei. Auch hier dienen ihm die eigenen Arbeiten als direkte Vorlage. ,Hans im Glück‘ und ,Paradies‘ sind auf Computerausdrucken, die auf Assemblagen basieren, gemalt. „Der Vordruck tritt an die Stelle der klassischen Vorzeichnung, er stellt deren zeitgemäßen und ökonomischen Ersatz dar, den ich dann jedoch klassisch übermale“, beschreibt ­Dannenberg sein Vorgehen. „Der Einsatz moderner Technik erlaubt mir das Herstellen eines Originals mittels einer Reproduktion.“

Dem Material seiner Wahl bleibt Dannenberg auch in der Malerei treu. Anstelle von Künstlerfarben greift er auch für seine Gemälde konsequent zu Kunststoffen aus dem Baustoffhandel. ,Paradies‘ beispielsweise ist ausschließlich mit gefärbtem Epoxyd- oder Gießharz gemalt. „Meine Materialobsession drückt sich in der Verwendung von Kunststoffen jeglicher Art aus, weil ihr künstlerischer Ausdruck konsequent künstlich bzw. synthetisch ist“, erläutert der Künstler.

Sind die Zitate in den ,mixedmedia‘-Arbeiten ,Hans im Glück‘ und ,Paradies‘ noch auf den ersten Blick zu erkennen, muss man bei den beiden großformatigen Gemälden ,Himbeershake‘ und ,Schokoshake‘ schon genauer hinsehen, um die ,Vor-Bilder‘ zu erkennen. Der Grad an Abstraktion und Verfremdung ist bei diesen Arbeiten weit größer. Auf den ersten Blick erscheinen die beiden Gemälde als völlig eigenständig, doch auch in ihnen zitiert sich Dannenberg selbst. Es handelt sich diesmal sogar um das Zitat des Zitats. Als Vorlage haben ihm Computerausdrucke von zwei Fotodrucken gedient: ,Himbeerland‘ und ,hot choco­late‘. Wieder ist Dannenberg bei der Wahl der Materialien konsequent: Beide Gemälde sind ausschließlich mit Epoxydharz gemalt, als Malgrund dient Acrylglas.

EchtRubens, EchtDix

„Erfinden ist göttlich; Vervielfältigen menschlich.“
(Man Ray)

Zunächst scheinen ,EchtRubens‘ und ,EchtDix‘ nicht in den Reigen der übrigen ,happy products‘ zu passen. Für die beiden Arbeiten ändert Dannenberg die Strategie der Selbstaneignung, die er ansonsten in der Fotografie und Malerei konsequent einhält: Erstmals zitiert er nicht die eigenen Werke, sondern bedient sich in der Kunstgeschichte. Schon die Titel verraten die Vorbilder und machen den Betrachter darauf aufmerksam, dass es sich um Aneignungen, um ,Trug-Bilder‘, um eine Täuschung handelt. Für ,EchtRubens‘ hat die ,Caritas‘ von Rubens als Vorlage gedient, für ,EchtDix‘ die ,Vanitas‘ von Dix.

Mit Vehemenz formulieren ,EchtRubens‘ und ,EchtDix‘ ihre Differenz zu den berühmten Meisterwerken. Anstelle der wertvollen Künstler­farben, in denen die Vorbilder gemalt sind, greift Ulrik Happy Dannenberg zu ,Window-Colours‘ aus dem Baumarkt, die sonst eher in Kinderhänden landen. Ein Nachahmen der altmeisterlichen Maltechnik mit ihrem subtilen Spiel von Licht und Schatten ist mit diesen Farben, die sich nicht einmal mischen lassen, gar nicht möglich – und auch nicht beabsichtigt. Selbst der Malgrund ist ,zeitgemäß‘: Anstelle einer Leinwand hat Dannenberg bei ,EchtDix‘ eine Glasscheibe und bei ,EchtRubens‘ sogar einfach eine Plastikfolie bemalt. Es ist offensichtlich: Es handelt sich um eine künstlerische Verarbeitung und Transmutation der berühmten Kunstwerke, um eine Aneignung der Kunst durch die Kunst, um Appropriation Art. Es geht Ulrik Happy Dannenberg, wie er sagt: „um eine Transformation der Meisterwerke in die Jetzt-Zeit mit all ihren Schwächen und Stärken.“

Keine Frage, die Rezeption eines Kunstwerkes wird maßgeblich geprägt vom gesellschaftlichen Kontext. Ein Mensch im Barock hat Rubens anders gesehen, als ein Mensch im 21. Jahrhundert. Gerade durch die Wahl der Malmittel, die wieder konsequent aus dem Baumarkt stammen, haben die beiden Arbeiten eine subversive Kraft, wie sie vielen Kunstwerken der Appropriation Art eigen ist. Mit ihrer ganz eigenwilligen Reproduktionsästhetik werfen die beiden Arbeiten aber auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Original und Reproduktion auf. Mit ihrer offensichtlichen ,Künstlichkeit‘ thematisieren sie zudem die Positionierung der Kunst zu Konsum und Kommerz. Sind Kunstobjekte nicht längst selber als sozial konstruierte Konsumware im Spektakel der Konsumgesellschaft involviert? Wenn Sammler versuchen, den Wert ihrer Kunstsammlungen durch die Investition in Kunstobjekte als ,Luxuskapitalanlage‘ zu steigern, wird Kunst dann nicht sogar zur Ware mit ,Investmentcharakter‘?

Spieglein, Spieglein an der Wand

„Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben
der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen,
für deren volle Befriedigung die Stunde noch
nicht gekommen ist.“

(Walter Benjamin)8

Kunst als Ware. Das lässt an den von Horkheimer und Adorno geprägten ideologiekritischen Begriff der ,Kulturindustrie‘9 denken. Kunst als Kommerz wurde erstmals in der Pop Art thematisiert. Die Verwendung von Lebensmitteln in der Kunst ist seit den 60er Jahren bei Vertretern der Eat Art gebräuchlich. Zeitgenössische Künstlerinnen wie Sonja Alhäuser oder Irene Andessner nutzen die positive Konnotation von Süßigkeiten und formen Skulpturen aus Schokolade oder Bilder aus Lebkuchenteig. Allerdings halten die Kuchenbilder von Sonja Alhäuser ihr hedonistisches Versprechen. Was den Arbeiten von Ulrik Happy Dannenberg ihre ganz eigene Brisanz und Aktualität verleiht, ist ihre subtile, systemimmanente Kritik. Mit Ironie und Witz setzt sich der Künstler kritisch mit einem immer mehr auf Konsum fixierten Alltag auseinander. Um dem Betrachter die Mechanismen der Konsum-Gesellschaft vor Augen zu führen, schlachtet er eben diese Mechanismen konsequent aus: „Ich übernehme Reiz- und Signalformen, um die offensicht­liche Strategie durch eigene künstlerische Überhöhung und Ästhetisierung freizulegen und eine schöne und leckere Kritik zu formulieren.“

Ulrik Happy Dannenberg ,vermarktet‘ seine Kunst, als sei sie eine leicht zu konsumierende Ware – wie einen Konsumartikel mit Markenzeichen, Logo und Werbebotschaft. Er spielt mit Begierde und Verführung. Der schöne Schein, die auf den ersten Blick anziehende, viel versprechende Oberfläche, verlockt zum Verweilen. Er lässt den Betrachter in Erinnerungen schwelgen, weckt Erwartungen und Träume, die dann aber eben doch nicht erfüllt werden. Beim zweiten Blick können sich Verunsicherung und Irritation breit machen. Hinter dem schönen Schein lauert ein Unbehagen. Auf den ersten Blick erscheinen die ,happy products‘, so schön und harmlos wie die schönen, bunten Waren der Überfluss-Gesellschaft. Aber eben nur auf den ersten Blick.

1 Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, Hg. Gretel Adorno, Rolf Tiedemann, Frankfurt/Main 1970, Band VII, S. 205
2 Neil Postman: Das Verschwinden der Kindheit, Frankfurt/Main 1983
3 Neil Postman: Wir amüsieren und zu Tode, Frankfurt/Main 1985, S. 158
4 Gisla Gniech: Essen und Psyche, Berlin, Heidelberg 1995/96, S.159 und S. 140
5 Jürgen Raap: Zucker, Torten, Süßwaren, in: Die Enzyklopädie: Essen von A – Z, in: Kunstforum, Bd. 160, 2002, S. 287
6 Hans Magnus Enzensberger: Luxus – woher, und wohin damit? Reminiszenzen an den Überfluß, in: Zickzack, Frankfurt/Main 1999, S. 155
7 Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt am Main 1963, S. 17
8 ebd., S. 36
9 Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1944), Frankfurt/M. 1988
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