Heimat – hier oder da?

Irina Ruppert, Stipendiatin der ZF Kunststiftung, zeigt vom 26. Januar – 4. März 2007 eine Auswahl der während des Stipendiums in Friedrichshafen entstandenen Fotoarbeiten. Im Mittelpunkt der autobiografisch motivierten Arbeit steht die Lebenssituation von Jugendlichen, die in verschiedenen Kulturkreisen aufwachsen. Für die Serie „Wurzeln 2“ hat die Hamburger Fotokünstlerin über neunzig Jugendliche zwischen dreizehn und zwanzig Jahren fotografiert. „Ich habe Jugendliche, die ich in Schulen, Jugendzentren oder auf der Straße kennen gelernt habe, zu einer Art Gegenüberstellung aufgefordert: Jedem der Jugendlichen habe ich zehn bis fünfzehn traditionelle Stoffe vorgelegt. Die Jugendlichen sollten den Stoff wählen, der ihr Herkunftsland symbolisiert – und vor dem sie dann fotografiert werden wollten. Dieser Hintergrund, die Stofflichkeit, steht für die erste Wurzel der Porträtierten. Die zweite Wurzel, die Lebenswirklichkeit hier und jetzt, wird durch die Kleidung und Haltung der Jugendlichen repräsentiert“, beschreibt Irina Ruppert die Projektidee „Wurzeln 2“.

Der Stoff, der für die Herkunft der Jugendlichen steht, nimmt den gesamten Hintergrund ein. Der geschlossene Bildraum löst die Porträtierten aus ihrer Umgebung heraus, wirft sie ganz auf sich zurück. Sie blicken direkt in die Kamera, treten dem Betrachter frontal entgegen: ernst, stolz, unnahbar, selbstbewusst, in sich ruhend, trotzig. Die Jugendlichen zeigen sich so, wie sie gesehen werden möchten. Die atmosphärisch dichten Fotoarbeiten sprechen vom Stolz und der Würde, aber auch von der Verletzlichkeit der jungen Menschen, lassen Sehnsüchte und Träume, Ängste und Zerrissenheit erahnen. Irina Ruppert hat den richtigen Moment gesucht und gefunden. Den Moment, in dem auch Verborgenes sichtbar wird. Irina Ruppert ist es gelungen, die Persönlichkeit der Porträtierten in den Fotografien zum Sprechen zu bringen.

Die Porträts verfügen über enorme Intensität. Es sind viele verschiedene Geschichten, die sich zu einer einzigen Geschichte verdichten. Subtil, einfühlsam erzählen sie von den Herausforderungen und Chancen, die das Aufwachsen in zwei Kulturen bedeutet. Die Fotoarbeiten aus der Serie „Wurzeln 2“ erzählen eine eindringliche Geschichte ohne Worte, die sich dem Gedächtnis des Betrachters einschreibt. Sie fordern auf, die bikulturelle Identität, als Herausforderung aber auch als Chance zu begreifen. Letztlich verweisen sie auf den potenziellen Reichtum einer Gesellschaft, die die Stärken verschiedener Kulturen nutzen kann.

Die Ausstellung „Wurzeln 2“ wird am 25. Januar 2007, 20.00 Uhr, im Grenz-Raum des Zeppelin Museums Friedrichshafen eröffnet. Ein Highlight bei der Eröffnung ist der Auftritt der Hip Hop-Freestyle-Gruppe „dance soldiers“.

Der Katalog zur Ausstellung ist direkt bei der ZF-Kulturstiftung (E-mail: xhafgfgvsghat@ms.pbz) für 10,20 Euro erhältlich.

Weitere Informationen:
www.IrinaRuppert.de
www.zf.com/kunststiftung