10/2016 Bildende Kunst

HYPERION

Plakat

Der Berliner Künstler Nándor Angstenberger entwickelt für die Ausstellung der ZF Kunststiftung im Zeppelin Museum die ortspezifische Installation HYPERION.

Nándor Angstenberger kombiniert in seinen Skulpturen, Objekten und Installationen unzählige gefundene und gesammelte Alltagsgegenstände unserer Konsumgesellschaft mit Naturfundstücken. Er entwickelt architektonisch organisch wachsende Konstruktionen und Wucherungen und entwirft so ganz neue, utopisch anmutende Welten im Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur. „Nándor Angstenberger ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Weltenbauer“, schreibt Roland Nachtigäller, der künstlerische Leiter des Museums Marta Herford, bereits 2010 in einem Katalog anlässlich des Otto-Dix-Preises Gera. „Seine fragilen Konstruktionen aus Tausenden kleinster Kunststoffteile, aus Styropor und Pappe entwerfen […] visionäre Wohn-, Lebens- und Landschaftszusammenhänge, die zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen rückblickendem Zitat und frei schwebender Utopie eine kaum lokalisierbare Zwischenwelt beschreiben. Seine Konstruktionen sind weder Modelle für Etwas noch Modelle von Etwas. Vielmehr entwickeln sie nur schwer beschreibbare visuelle Labyrinthe aus einer Fülle von gefundenen Materialien, die sich selbst bei genauerem Hinsehen noch zu immer wieder neuen Vorstellungswelten aus Treppen und Gängen, Räumen und Durchblicken, Balkonen und Gerüsten zusammenfügen,“ so Nachtigäller, der auch der Laudator bei der Ausstellungseröffnung im Zeppelin Museum ist.

Nándor Angstenberger ist der 35. Stipendiat der ZF Kunststiftung. Die Abschlussausstellung im Zeppelin Museum trägt den Titel HYPERION. Hyperion ist in der griechischen Mythologie einer der Titanen: Sohn des Himmelsgottes Uranos und der Erdgöttin Gaia. Mit seiner Schwester und Gemahlin Theia zeugte er den Sonnengott Helios, die Mondgöttin Selene und die Göttin der Morgenröte, Eos. Himmel und Erde, Feuer und Wasser, die vier Elemente stehen im Mittelpunkt der ortsspezifischen raumgreifenden Installation von Nándor Angstenberger.

In der Mitte des Ausstellungsraumes spannt die Arbeit Caelum (Himmel) aus Wollfäden zwischen Decke und Boden ein „Himmelszelt“ auf, verbindet Himmel und Erde. Gleichzeitig vernetzt das „Himmelszelt“ die verschiedenen Kunstwerke der Gesamtinstallation: HYPERION, Ignis (Feuer), Cinis (Asche), und Schöne Aussicht (Wasser). „Bemerkenswert aber ist, wie Angstenberger seine solcherart motivierten Modelle, Collagen und Materialsammlungen im Ausstellungsraum mit linearen Netzwerken und farbigen Wandgestaltungen zwischen Boden, Wand und Decke zu beziehungsreichen und den Reflexionsprozess in Gang haltenden Rauminstallationen verdichtet. Damit reagiert er nicht nur auf die vorhandene Architektur, sondern zieht die unterschiedlichen Werke auch zu einem kompakten und sich gegenseitig kommentierenden Ganzen zusammen,“ bringt Roland Nachtigäller die Stärke Angstenbergers, die auch die ortspezifische Installation HYPERION im Zeppelin Museum in Friedrichshafen auszeichnet, auf den Punkt.

Die narrativen Kunstwerke des Künstlers, der am Bodensee aufgewachsen ist und in Berlin lebt und arbeitet, verleihen scheinbar entwerteten Devotionalien unserer Alltagskultur neue Würde, spielen mit der Vergänglichkeit des Seins und verhandeln so letztlich existentielle Fragen im gesellschaftlichen Diskurs.

Nándor Angstenberger wurde 1970 in Novi Sad (ehemaliges Jugoslawien) geboren. Er besitzt die deutsch-ungarische Nationalität. 1992 bis 1998 studierte er Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Angstenberger wurde 2003 mit dem Kunstpreis der Stadt Friedrichshafen ausgezeichnet und war u.a. Stipendiat der Künstlerhäuser Worpswede (2007), des Berliner Senats (2012) und der Hansestadt Rostock (2015). Nándor Angstenberger lebt und arbeitet in Berlin und wird von der Susanne Burmester Galerie, Putbus/Rügen vertreten.

Eröffnung der Ausstellung:
Freitag, 7. Oktober 2016, 19 Uhr

Begrüßung:
Dr. Claudia Emmert, Direktorin Zeppelin Museum
Regina Michel, Geschäftsführerin ZF Kunststiftung / Kuratorin der Ausstellung
Laudatio:
Roland Nachtigäller, Künstlerischer Direktor Museum Marta Herford

Finissage / Künstlergespräch / Katalogpräsentation:
Sonntag 20.11.2016, 11 Uhr