06/2007 Bildende Kunst

Josef Schulz öffnet das ZF-Turmatelier

Josef Schulz wird im 2. Halbjahr 2007 als Stipendiat der ZF Kunststiftung im Turm des Zeppelin Museums Friedrichshafen leben und arbeiten. Der 1966 in Bischofsberg in Polen geborene Künstler hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Bernd Becher studiert und war Meisterschüler bei Prof. Thomas Ruff. Josef Schulz war Gastdozent an der School of Fine Art in Umeå, Schweden, sowie an der Statens Kunstindustrieskole in Oslo, Norwegen. Der Fotograf, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, wurde mit verschiedenen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Er war Preisträger des Wettbewerbs „Europäischer Architekturfotograf des Jahres 2001“ sowie des Festivals „Voies Off“ de Recontres d´Arles im Jahr 2005.

Bei der Jurierung für das Stipendium der ZF- Kunststiftung in 2007 – das unter dem Thema „Kunst <–> Politische Realität“ öffentlich ausgeschrieben war – überzeugte Josef Schulz die Jury mit Fotografien aus der Werkgruppe „übergang“. Im Mittelpunkt stehen aufgegebene Grenzübergänge in verschiedenen Ländern. Die Grenzstationen präsentieren sich in den Arbeiten von Josef Schulz menschenleer vor einem stark aufgehellten Hintergrund. Der veränderte Hintergrund verschleiert den landschaftlichen Kontext, die Grenzlandschaft wird austauschbar. „Durch die dokumentarische Reihung und Entkontextualisierung werden die Grenzposten zum Modell reduziert. Die Grenzstationen erscheinen als verlorene Hüter, als verblichene Mahnmale für die einstige Trennung“, erläutert Josef Schulz seine Arbeiten.

Der Künstler verweist mit seinen Fotografien auch darauf, dass die Binnengrenzen in einem zusammenwachsenden Europa zwar ihre politische und wirtschaftliche trennende Funktion verlieren, die alten Grenzen im Bewusstsein jedoch noch bestehen bleiben. Die Schlagbäume verschwinden schneller als die Barrieren in den Köpfen.

Das Interesse an Orten einstiger Grenz-Erfahrungen ist bei Josef Schulz nicht zuletzt autobiografisch motiviert: „Ich bin in Polen aufgewachsen, einem Land, dessen Territorium in der Geschichte mehrmals verschoben wurde. Bald werden auch hier die Grenzbeamten entschwinden. Die Grenzstationen werden harmlos wirken – doch die beunruhigenden Bilder im Kopf werden sie noch lange wachrufen“, so Schulz.

Im Rahmen des 14. Kunst-Freitag, 6. Juli 2007, 19 – 23 Uhr, öffnet Josef Schulz das Atelier der ZF Kunststiftung im Turm des Zeppelin Museums Friedrichshafen und ermöglicht den Besuchern einen ersten Einblick in seine Arbeit.