Luiza Margan. Cache
Vom 24.11.2023 bis 28.01.2024 zeigt die ZF Kunststiftung im Zeppelin Museum die Ausstellung Cache von Luiza Margan.
In ihren Skulpturen, Installationen, Filmen und Interventionen im öffentlichen Raum untersucht Luiza Margan die Diskrepanz zwischen offizieller Geschichtsschreibung und unsichtbarer Geschichte. Sie fragt, wie Machtverhältnissen und ideologische Systeme in den öffentlichen Raum und das kollektive Gedächtnis eingeschrieben sind. Ihre Arbeiten entstehen durch Feldforschung und die Analyse historischer Materialien und Räume. Durch das Sammeln und Rekontextualisieren von gefundenen Materialien konstruiert sie neue Objekte, schafft neue Umgebungen und öffnet so neue Sichtweisen. „Ich interessiere mich für die Identität des Ortes in Bezug auf seine Geschichte, wie sich diese auf sein Erscheinungsbild, seine Lebensweise und seine Wirtschaft auswirken und wie sich die Geschichte in den öffentlichen Raum einschreibt,“ so Luiza Margan.
Während des Stipendiums der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen hat sich die Künstlerin vor allem für die NS-Zeit interessiert und die Spuren, die dieses traurige Kapitel der Geschichte in Friedrichshafen hinterlassen hat. Ihre Recherchen haben Luiza Margan zunächst ins Zeppelin Museum und ins Zeppelin Archiv und dann ins Stadtarchiv geführt. Der Stadtarchivar Jürgen Oellers hat Luiza Margan die Überreste des Testgeländes für die Antriebe für V2-Raketen in Raderach und das benachbarte KZ-Außenlager von Dachau, aber auch Überreste der V2 im Stadtarchiv gezeigt und hat sie zu Orten geführt, die an den Widerstand in Friedrichshafen erinnern.
In der Installation Cache, deren Titel auf einen versteckten Ort, einen versteckten Speicher für Informationen anspielt, treffen, so Luiza Margan: „verschiedene Stränge dieser dunklen Geschichte als Landschaft und Körper im Raum aufeinander.“ Die Künstlerin erinnert an den Widerstand in Friedrichshafen und setzt sich mit der Rüstungsindustrie und dem KZ-Außenlager Dachau in Raderach auseinander.
Alte dekonstruierte Metallspinde verweisen stellvertretend auf die Körper und Arbeitszeit der Arbeiter. Gleichzeitig sind die Spinde weit geöffnet, offenbaren ihre versteckten Inhalte, beispielsweise Publikationen zu Arbeiterbewegung oder Widerstand. Andere Exponate erinnern exemplarisch an Widerstandskämpfer wie Josef Steidle und Artur Göritz, die Blaupausen aus der Rüstungsproduktion weitergegeben haben, oder an Fridolin Endraß, der verbotene Zeitungen und Flugblätter in seinen Fahrradschläuchen geschmuggelt hat. Sie alle haben dafür mit dem Leben bezahlt. „Ich war immer beeindruckt von den geheimen Fäden der Kommunikation, der Verteilung und der unauffälligen Produktion von Materialien und Informationen, die in der unschuldigen visuellen Sprache eines Alltagsgegenstandes getarnt und kodiert oder in ihm versteckt werden mussten, um Informationen von einem Ort zum anderen zu transportieren,“ so die Künstlerin.
Ein wichtiger Teil der Installation ist die Wandmalerei. Subtil und umso eindringlicher erinnert Luiza Margan an den Ausstellungswänden, bemalt mit Erde aus Raderach, an das dortige KZ-Außenlager von Dachau und das benachbarte Testgelände für V2-Antriebe, und lässt sich so den einstigen Ort des Grauens in der Ausstellung materialisieren.
Luiza Margan hinterfragt in ihrer Installation Cache kritisch, ob und in welcher Form im öffentlichen Raum an wichtige historische Ereignisse erinnert wird. Gleichzeitig setzt sie mit der Leuchtschrift, die aus dem Zeppelin Museum nach außen strahlt und sich direkt an die Passanten auf der Uferpromenade wendet, auch selbst ein Zeichen im öffentlichen Raum: THERE IS ALWAYS SOMEONE LOOKING THROUGH THE WINDOW FROM THIS TOWER.
Luiza Margan wurde in Rijeka, Kroatien, geboren und lebt derzeit in Wien. Sie studierte Malerei in Ljubljana, Slowenien, und Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Österreich. Sie hat in zahlreichen internationalen Museen und Galerien ausgestellt und hochgelobte künstlerische Veranstaltungen und Performances im öffentlichen Raum ins Leben gerufen. Ihre Werke sind in internationalen öffentlichen und privaten Kunstsammlungen vertreten, u. a. in der Generali Sammlung Salzburg, im Museum für zeitgenössische Kunst Belvedere 21, Wien, im Museum für zeitgenössische Kunst, Zagreb, und im Tabakmuseum, Ljubljana.
Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt sie 2008 das Fellowship des International Studio and Curatorial Program (ISCP) in New York sowie 2019 das Stipendium für Visuelle Kunst und Medien der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Im Jahr 2023 war Luiza Margan Artist-in-Residence der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen.
Die Ausstellung im Zeppelin Museum Friedrichshafen kann während der gesamten Ausstellungsdauer bis 28. Januar 2024 kostenfrei besucht werden.
Weitere Informationen
Stipendiatin Luiza Margan
www.luizamargan.net/
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