04/2008 Bildende Kunst

übergang_2

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Josef Schulz, Stipendiat der ZF Kunststiftung, zeigt aktuelle Fotoarbeiten im Zeppelin Museum Friedrichshafen

Josef Schulz hat als 20. Stipendiat sechs Monate im Turmatelier der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen gelebt und gearbeitet. Bei der Jurierung für das Stipendium der ZF Kunststiftung in 2007 – das unter dem Thema Kunst <–> Politische Realität ausgeschrieben war – überzeugte Josef Schulz die Jury mit Fotografien aus der Werkgruppe übergang. Eine Auswahl der während des Stipendiums in Friedrichshafen entstandenen Fotoarbeiten ist vom 25. April bis 22. Juni 2008 in der Ausstellung übergang_2 im Grenz-Raum des Zeppelin Museums Friedrichshafen zu sehen.

Josef Schulz beschäftigt sich in der Serie übergang mit aufgelassenen Grenzübergängen in der Europäischen Union. Die Grenzstationen präsentieren sich in den Arbeiten von Josef Schulz menschenleer vor stark aufgehelltem Hintergrund. Der digital bearbeitete Hintergrund verschleiert den landschaftlichen Kontext, die Grenzlandschaft wird austauschbar. Durch die dokumentarische Reihung und Entkontextualisierung werden die Grenzposten zum Modell reduziert. Die Grenzstationen erscheinen als verlorene Hüter, als verblichene Mahnmale für die einstige Trennung. Die Werkgruppe übergang besticht durch ihre konzeptuelle Strenge und ihren dokumentarischen Charakter. Der Betrachter kann das kontinuierliche Wachsen der Europäischen Union anhand der Arbeiten aus der Serie übergang nachvollziehen. Durch die Vergleichsmöglichkeit innerhalb der seriellen Arbeit treten die national geprägten Besonderheiten der Grenzarchitekturen noch deutlicher zu Tage. Die Serie übergang wird so zu einem Stück Zeitgeschichte. Allerdings geht Josef Schulz über die reine Dokumentation hinaus. Durch das Abschwächen des Hintergrundes fokussiert er auf die Grenzarchitekturen, setzt diese in Szene und zwingt den Betrachter so zum Innehalten.

Der Künstler verweist mit seinen Fotografien auch darauf, dass die Binnengrenzen in einem zusammenwachsenden Europa zwar ihre politische und wirtschaftlich trennende Funktion verlieren, die alten Grenzen im Bewusstsein jedoch noch bestehen bleiben. „Eine wichtige Erkenntnis bei meinen Reisen war, dass die Erfahrung der Grenze, des Anderen, des Fremden, trotz offener Grenzübergänge und fehlender Kontrollen noch deutlich zu spüren ist. Obwohl man lediglich zwei-, dreihundert Meter gefahren ist, betritt man immer noch eine gänzlich andere Gesellschaft mit einer anderen Sprache, anderen Gewohnheiten und Werten, einer anderen Architektur, veränderten Straßennetzen und anderen Siedlungsstrukturen. Die Erfahrbarkeit des Unterschiedes hat mich erstaunt. Der Übertritt der Grenze ist auch sofort mit einem anderen Lebensgefühl verbunden,“ so Schulz. Das Interesse an Orten einstiger Grenz-Erfahrungen ist bei Josef Schulz nicht zuletzt autobiografisch motiviert: „Ich bin in Polen aufgewachsen, einem Land, dessen Territorium in der Geschichte mehrmals verschoben wurde. Bald werden auch hier die Grenzbeamten entschwinden. Die Grenzstationen werden harmlos wirken – doch die beunruhigenden Bilder im Kopf werden sie noch lange wachrufen,“ erklärt der Künstler.

Josef Schulz, 1966 in Bischofsburg in Polen geboren, hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Bernd Becher studiert und war Meisterschüler bei Prof. Thomas Ruff. Der Fotograf, der in Düsseldorf lebt und arbeitet, war zudem Preisträger des Wettbewerbs „Europäischer Architekturfotograf des Jahres 2001“ sowie des Festivals Voies Off de Recontres d´Arles im Jahr 2005.

Die Ausstellung übergang_2 der ZF Kunststiftung im Zeppelin Museum Friedrichshafen wird am 24. April 2008 um 20 Uhr eröffnet. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der für 19 Euro direkt bei der ZF Kunststiftung und im Zeppelin Museum Friedrichshafen zu kaufen ist.

www.josefschulz.de